Pituri (Duboisia hopwoodii)
Duboisia hopwoodii ist ein strauchartiger bis kleiner Baum aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), der in den ariden und semiariden Regionen Australiens heimisch ist. Das Verbreitungsgebiet umfasst vor allem West- und Südaustralien, Teile des Northern Territory sowie den Westen von New South Wales. Die Pflanze erreicht in der Regel eine Höhe von 1 bis 4 Metern, besitzt schmale, lanzettförmige Blätter und kleine, sternförmige Blüten, die weiß bis cremefarben gefärbt sind. In der Kultur der australischen Aborigines spielt Duboisia hopwoodii seit Jahrhunderten eine bedeutende Rolle. Unter dem Namen „Pituri“ wurden die Blätter – häufig nach dem Rösten und in Kombination mit alkalischer Asche – gekaut, um eine stimulierende Wirkung zu erzielen. Der Konsum diente dabei nicht nur der Unterdrückung von Hunger und Durst, sondern auch der Steigerung von Ausdauer, Aufmerksamkeit und Widerstandskraft bei langen Reisen oder Jagden. Gleichzeitig wurde Pituri in einigen Regionen als soziales und zeremonielles Genussmittel genutzt. Historische Berichte europäischer Entdecker aus dem 19. Jahrhundert belegen ebenfalls die Verwendung von Pituri. Bekannt ist etwa der Fall von John King, dem einzigen Überlebenden der Burke-und-Wills-Expedition (1860–1861), der seine Rettung teilweise dem Zugang zu Pituri durch befreundete Aborigines zuschrieb. Neben ihrer kulturellen und praktischen Nutzung wurde die Pflanze gelegentlich auch als Jagdmittel eingesetzt, indem ihr stark wirksamer Pflanzensaft in Wasserquellen gegeben wurde, um Tiere zu betäuben. Chemisch ist Duboisia hopwoodii vor allem für ihren Gehalt an Alkaloiden wie Nikotin und Nornikotin bekannt, deren Anteile stark je nach Standort und Pflanzentyp variieren. Diese Inhaltsstoffe bestimmen maßgeblich sowohl die gewünschte Wirkung als auch die potenziellen Risiken der Pflanze.
Welche Vorteile bietet Duboisia hopwoodii für die Gesundheit?
Obwohl die Pflanze im Rahmen der traditionellen Heilkunde zahlreich verwendet wurde, sind wenig Studien zur pharmakologischen Wirkung der pflanze bekannt. Die Forschung die es zu der Pflanze gibt, deuten auf ähnliche gesundheitliche Folgen hin, wie bei gewöhnlichem Tabak. Es ist weit mehr Forschung notwendig, um abschließende Aussagen zur Wirkung treffen zu können. Ähnlich wie bei Tabak leiten sich gesundheitliche „Vorteile“ vermutlich aus ihren bioaktiven Alkaloiden ab.
- Stimulanzienwirkung: Pituri soll in kleinen Dosen stimulierend wirken – oft wird in der traditionellen Medizin von einer Unterdrückung von Hunger und Durst sowie einer erhöhten physischen Belastbarkeit berichtet.
Alkaloidprofil: Die Pflanze enthält vor allem Nikotin und Nornikotin – wobei letzteres deutlich toxischer ist. Die Mengen variieren je nach Herkunft: Pflanzen aus Westaustralien und West-Queensland enthalten hauptsächlich Nikotin, jene aus Süd- und Zentralaustralien eher Nornikotin. In manchen Quellen wird zudem auf mögliche Tropanalkaloide hingewiesen – analog zu anderen Duboisia-Arten –, jedoch sind Daten hierzu unklar und variabel.
Wie wirkt Duboisia hopwoodii im Körper?
Nikotin wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem durch Aktivierung cholinerger Rezeptoren; höhere Dosen können jedoch zu Desorientierung, Halluzinationen oder Betäubung führen. Nornikotin ist noch stärker toxisch und kann bei zu hoher Konzentration kataleptische oder gar tödliche Effekte auslösen. Die genaue Wirkung hängt stark von Alkaloid-Mischung, Dosierung, Herkunft und Zubereitung ab. Traditionell wurde die Pflanze oft mit Alkalien (Asche) verarbeitet, vermutlich um die Alkaloide besser verfügbar zu machen.
Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
- Hohe Toxizität: Nornikotin ist besonders gefährlich – schon geringe Schwankungen in der Zusammensetzung können zwischen stimulierender Wirkung und tödlicher Dosis entscheiden.
- Uneinheitliche Zusammensetzung: Regionale Unterschiede führen zu enormer Variabilität – nur Pflanzen aus bestimmten Gebieten wurden zur sicheren Nutzung selektiert.
- Mangel an klinischen Studien: Es fehlen wissenschaftliche Untersuchungen zur therapeutischen Nutzung beim Menschen – Nutzung bleibt traditionell und kulturell verankert.
Fazit
Duboisia hopwoodii (Pituri) hat in Aboriginal-Kulturen eine herausragende Rolle als Stimulans, Ausdauermittel und möglicherweise spirituelles Werkzeug gespielt. Die Wirkung ist überwiegend nikotin- und nornikotinbasiert – mit potenziell riskanten Schwankungen in der Toxizität. Obwohl es interessante Ansätze zur Nutzung als Stimulans gibt, ist der Gesundheitsnutzen bislang nicht klinisch belegt. Eine Anwendung erfordert fundierte Studien und präzise Kenntnis der chemischen Zusammensetzung. Von einer Einnahme auf eigene Faust ist abzuraten.
Quellen
Ratsch, A., Steadman, K. J., & Bogossian, F. (2010). The pituri story: A review of the historical literature surrounding traditional Australian Aboriginal use of nicotine in Central Australia. Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine, 6(1), 26. https://doi.org/10.1186/1746-4269-6-26