Minoxidil
Minoxidil ist ein synthetisch hergestellter Wirkstoff, der ursprünglich als Antihypertensivum zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde. In den 1970er-Jahren wurde er klinisch eingeführt, da er als starker gefäßerweiternder Wirkstoff bei schwer therapierbarer Hypertonie helfen konnte. Schon bald fiel jedoch eine unerwartete Nebenwirkung auf: Patienten entwickelten eine verstärkte Körper- und Kopfbehaarung. Dieser Effekt führte dazu, dass Minoxidil heute vor allem als lokal anzuwendendes Mittel gegen Haarausfall (Alopezie) bekannt ist.
Minoxidil wird weltweit in Form von Lösungen oder Schäumen zur äußerlichen Anwendung eingesetzt. Durch die Erweiterung der Blutgefäße und eine Verbesserung der Nährstoffversorgung im Bereich der Haarfollikel kann es das Haarwachstum fördern und Haarausfall verlangsamen.
Welche Vorteile bietet Minoxidil für die Gesundheit?
- Blutdrucksenkung: Als starkes Vasodilatans kann Minoxidil bei schwer behandelbarer Hypertonie wirksam sein (1,2).
- Förderung des Haarwachstums: Die bekannteste Anwendung betrifft die Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie) bei Männern und Frauen (3,4).
- Stabilisierung von Haarfollikeln: Studien zeigen, dass Minoxidil die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare verlängern kann (3,4).
Wie wirkt Minoxidil im Körper?
Die Wirkungsweise von Minoxidil ist noch nicht vollständig geklärt, doch gelten mehrere Mechanismen als wahrscheinlich:
- Gefäßerweiterung: Durch Aktivierung von Kaliumkanälen in den Gefäßmuskelzellen erweitert Minoxidil die Blutgefäße, was zu besserer Durchblutung führt (1,2).
- Stimulation der Haarfollikel: Vermutlich sorgt die verbesserte Mikrozirkulation an der Kopfhaut dafür, dass Haarfollikel mehr Sauerstoff und Nährstoffe erhalten (3,4).
- Haarzyklus-Veränderung: Minoxidil verlängert die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare und verkürzt die Ruhephase (Telogenphase) (3,4).
Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
- Bei äußerlicher Anwendung: Hautreizungen, Juckreiz, Rötungen oder Schuppenbildung sind möglich. In seltenen Fällen tritt verstärkter unerwünschter Haarwuchs außerhalb der behandelten Stellen auf.
- Bei innerlicher Anwendung: Als Blutdrucksenker kann Minoxidil zu starker Hypotonie, Flüssigkeitsretention und Herzrasen führen. Daher wird es in dieser Form nur in Ausnahmefällen und unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt.
- Langzeitanwendung: Für den Erhalt des Effekts bei Haarausfall muss die Behandlung dauerhaft fortgeführt werden, da die Wirkung nach Absetzen wieder verloren geht.
Fazit
Minoxidil ist ein vielseitiger Wirkstoff, der vom Blutdrucksenker zum weltweit etablierten Mittel gegen Haarausfall wurde. Während seine blutdrucksenkende Wirkung heute nur noch selten genutzt wird, ist er als topisches Präparat für die Behandlung von androgenetischer Alopezie weit verbreitet. Trotz seiner Erfolge gilt: Minoxidil ist kein Heilmittel, sondern kann Haarausfall lediglich verlangsamen oder teilweise umkehren – die kontinuierliche Anwendung ist entscheidend.
Quellen:
- Knutsen, R. H., Beeman, S. C., Broekelmann, T. J., Liu, D., Tsang, K. M., Kovacs, A., Ye, L., Danback, J. R., Watson, A., Wardlaw, A., Wagenseil, J. E., Garbow, J. R., Shoykhet, M., & Kozel, B. A. (2018). Minoxidil improves vascular compliance, restores cerebral blood flow, and alters extracellular matrix gene expression in a model of chronic vascular stiffness. American Journal of Physiology-Heart and Circulatory Physiology, 315(1), H18–H32. https://doi.org/10.1152/ajpheart.00665.2017
- Bursztyn, M., & Ben-Dov, I. Z. (2025). Contemporary use of an old drug: Minoxidil for resistant hypertension. Hypertension, 82(4). https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.124.23976
- Gupta, A. K., Talukder, M., Venkataraman, M., & Bamimore, M. A. (2022). Minoxidil: a comprehensive review. The Journal of dermatological treatment, 33(4), 1896–1906. https://doi.org/10.1080/09546634.2021.1945527
- Olsen, E. A., Dunlap, F. E., Funicella, T., Koperski, J. A., Swinehart, J. M., Tschen, E. H., & Trancik, R. J. (2002). A randomized clinical trial of 5% topical minoxidil versus 2% topical minoxidil and placebo in the treatment of androgenetic alopecia in men. Journal of the American Academy of Dermatology, 47(3), 377–385. https://doi.org/10.1067/mjd.2002.124088