Zu Inhalt springen

Kapillarwermut

Der Kapillarwermut, botanisch Artemisia capillaris, ist eine aus Ostasien stammende Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). In der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) zählt er zu den bedeutendsten Kräutern für die Leber- und Gallenregulation. Charakteristisch sind seine feinen, kapillarartigen Blätter, die der Pflanze ihren Namen geben. Seit Jahrhunderten wird er zur Behandlung innerer Hitze, Gelbsucht und Hauterkrankungen verwendet.

Heute ist der Kapillarwermut nicht nur in der TCM von Bedeutung, sondern auch in der modernen Phytotherapie ist er Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen – insbesondere im Zusammenhang mit seiner potenziell hepatoprotektiven, antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkung.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet Kapillarwermut?

Der Kapillarwermut wird traditionell in unterschiedlichen Szenarien eingesetzt. Zunehmend bringen auch wissenschaftliche Arbeiten die Pflanze mit einer Bandbreite verschiedener potenzieller gesundheitlicher Vorteile in Verbindung. Die Ergebnisse dieser Studien lassen sich allerdings nicht ohne Weiteres übertragen und man kann prinzipiell sagen, dass mehr Forschung notwendig ist, um abschließende Aussagen über die Wirkung des Kapillarwermuts treffen zu können. Hier ist eine Auswahl verschiedener Studienergebnisse:

  • Lebergesundheit: Artemisia capillaris wird häufig zur Unterstützung der Leberfunktion und zur Entgiftung eingesetzt. Die Pflanze kann die Leberenzymwerte verbessern und oxidativen Stress in Hepatozyten reduzieren. Außerdem scheint sie antifibriotisches Potenzial zu besitzen (1,2,3,4).
  • Choleretische Wirkung: Sie fördert die Gallensekretion, was bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen oder Fettunverträglichkeit hilfreich sein kann (1,5).
  • Entzündungshemmend: Extrakte wirkten in Studien hemmend auf entzündliche Prozesse, insbesondere bei Leberentzündungen und chronisch-entzündlichen Erkrankungen (1,6,7).
  • Antioxidativ: Die enthaltenen Flavonoide und Phenolsäuren schützen Zellen vor freien Radikalen und wirken antioxidativ (1).
  • Antimikrobiell: Studien zeigen eine antimikrobielle Aktivität gegen bestimmte Bakterien und Viren (1,8,9).

Wie wirkt Kapillarwermut?

Die Wirkung des Kapillarwermuts ist auf eine Vielzahl bioaktiver Substanzen zurückzuführen, darunter Scoparone, Chlorogensäure, Capillarisin, Cirsimaritin und ätherische Öle (1). Durch die Kombination dieser Wirkstoffe könnte sich potenziell ein breites Wirkspektrum ergeben, das sowohl vorbeugend als auch therapeutisch Anwendung finden könnte – speziell bei Leber-Galle-Beschwerden, entzündlichen Hautzuständen und Magen-Darm-Störungen.

Nebenwirkungen und Risiken

Kapillarwermut gilt in moderaten Mengen als sicher (10). Dennoch sollten einige Punkte beachtet werden:

  • Nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit anwenden, da bestimmte Inhaltsstoffe Uteruskontraktionen fördern könnten und die Datenlage zur Sicherheit während der Schwangerschaft oder Stillzeit unklar ist.
  • Mögliche Nebenwirkungen: In seltenen Fällen können Magenreizungen, Übelkeit oder allergische Reaktionen auftreten.
  • Langzeitanwendung nur nach Rücksprache mit Fachperson, insbesondere bei bestehenden Lebererkrankungen.

Fazit

Kapillarwermut ist eine traditionelle Heilpflanze mit moderner Relevanz. Seine potenziell leberschützenden, entzündungshemmenden und verdauungsfördernden Eigenschaften machen ihn zu einem interessanten pflanzlichen Wirkstoff, besonders bei Beschwerden rund um Leber, Galle und Stoffwechsel. Um abschließende Aussagen treffen zu können, wird allerdings mehr Forschung benötigt.

Quellen:

  1. Jang, E., Kim, B. J., Lee, K. T., Inn, K. S., & Lee, J. H. (2015). A Survey of Therapeutic Effects of Artemisia capillaris in Liver Diseases. Evidence-based complementary and alternative medicine : eCAM, 2015, 728137. https://doi.org/10.1155/2015/728137
  2. Sahoo H., Toppo F., Bhaiji A., Rath B., Sagar R. A comprehensive review on herbal drugs for hepatoprotection of 21 st Century. International Journal of Nutrition, Pharmacology, Neurological Diseases. 2014;4(4):p. 191. doi: 10.4103/2231-0738.139397.
  3. Lee H. S., Kim H. H., Ku S. K. Hepatoprotective effects of Artemisiae capillaris herba and picrorrhiza rhizoma combinations on carbon tetrachloride-induced subacute liver damage in rats. Nutrition Research. 2008;28(4):270–277. doi: 10.1016/j.nutres.2008.02.001.
  4. Kim K.-S., Yang H. J., Lee J.-Y., et al. Effects of β-sitosterol derived from Artemisia capillaris on the activated human hepatic stellate cells and dimethylnitrosamine-induced mouse liver fibrosis. BMC Complementary and Alternative Medicine. 2014;14(1, article 363) doi: 10.1186/1472-6882-14-363.
  5. Okuno I., Uchida K., Kadowaki M., Akahori A. Choleretic effect of Artemisia capillaris extract in rats. Japanese Journal of Pharmacology. 1981;31(5):835–838. doi: 10.1254/jjp.31.835.
  6. Kim E.-K., Kwon K.-B., Han M.-J., et al. Inhibitory effect of Artemisia capillaris extract on cytokine-induced nitric oxide formation and cytotoxicity of RINm5F cells. International Journal of Molecular Medicine. 2007;19(3):535–540.
  7. Lee H.-J., Zerin T., Song Y.-H., Lee B.-E., Song H.-Y. Immunomodulation potential of Artemisia capillaris extract in rat splenocytes. International Journal of Phytomedicine. 2013;5(3):356–361.
  8. Zhao Y., Geng C.-A., Sun C.-L., et al. Polyacetylenes and anti-hepatitis B virus active constituents from Artemisia capillaris . Fitoterapia. 2014;95:187–193. doi: 10.1016/j.fitote.2014.03.017.
  9. Yang C, Hu DH, Feng Y. Antibacterial activity and mode of action of the Artemisia capillaris essential oil and its constituents against respiratory tract infection-causing pathogens. Mol Med Rep. 2015 Apr;11(4):2852-60. doi: 10.3892/mmr.2014.3103. Epub 2014 Dec 17. PMID: 25522803.
  10. Yun JW, Kim SH, Kim YS, You JR, Cho EY, Yoon JH, Kwon E, Ahn JH, Jang JJ, Che JH, Kang BC. A comprehensive study on in vitro and in vivo toxicological evaluation of Artemisia capillaris. Regul Toxicol Pharmacol. 2017 Aug;88:87-95. doi: 10.1016/j.yrtph.2017.05.010. Epub 2017 May 6. PMID: 28487065.