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Echter Seidelbast

Der Echte Seidelbast, botanisch Daphne mezereum, ist ein auffälliger Strauch aus der Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae). Er wächst in lichten Laubwäldern Europas und zeichnet sich durch seine intensiv duftenden, rosa bis violetten Blüten aus, die bereits im zeitigen Frühjahr erscheinen – oft bevor das Laub austreibt. Auch die leuchtend roten Beeren und die helle Rinde machen den Seidelbast zu einer bemerkenswerten Pflanze – allerdings auch zu einer hochgiftigen.

Trotz seiner Toxizität wurde der Echte Seidelbast in der Volksmedizin früher zur äußerlichen Behandlung von Hautleiden und Rheuma eingesetzt. Heute ist er vor allem wegen seiner Giftigkeit und möglichen pharmakologischen Wirkmechanismen Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung.

Welche potenziellen Vorteile hat der Seidelbast?

Obwohl die Pflanze im Rahmen der Volksheilkunde eine Rolle bei verschiedenen Problemen gespielt hat, lässt sich die Anwendung nicht wissenschaftlich rechtfertigen. Die Forschung in Bezug auf die Wirkung ist nicht aussagekräftig und um valide Fakten über eventuelle Effekte zu treffen, ist weit mehr Forschung notwendig. Im Folgenden finden sich wie gewohnt einige Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen, sowie traditionelle Anwendungsgebiete:

  • Zellschädigende und potenziell tumorhemmende Eigenschaften: Einige Studien untersuchen Bestandteile des Seidelbasts (v. a. Daphnetoxin) hinsichtlich möglicher zytotoxischer Effekte auf Tumorzellen (1, 2). Bisher bleibt dies jedoch experimentell.
  • Antioxidative Wirkung: Untersuchungen deuten auf eine potenziell antioxidative Wirkung hin, die von der Pflanze ausgeht (2).
  • Durchblutungsfördernd: Seidelbast wurde früher im Rahmen der traditionellen Medizin äußerlich angewendet, um die lokale Durchblutung anzuregen – etwa bei Muskelverspannungen oder Rheumabeschwerden.
  • Reiz- und entzündungsfördernd: Die Harze und Glykoside können stark reizend wirken, was sie traditionell zur „Ableitung“ innerer Stauungen nutzbar gemacht haben soll – eine Methode, die heute allerdings als veraltet gilt.

Wie wirkt der echte Seidelbast

Die Wirkung der Pflanze beruht vermutlich auf einer Vielzahl unterschiedlicher Wirkstoffe, darunter Daphnetoxin und Mezerein, welche die Hauptverantwortlichen für die starke Giftigkeit der Pflanze darstellen. Schleimstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle, Glykoside und Harze (3,4,5).

Risiken und Nebenwirkungen - Achtung: Hochgiftig!

Alle Teile des Seidelbasts – insbesondere Rinde und Beeren – sind stark giftig. Schon der Verzehr weniger Beeren kann bei Kindern lebensgefährlich sein. Symptome einer Vergiftung sind:

  • Brennen im Mund
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Kreislaufkollaps
  • In schweren Fällen: Atemlähmung

Bereits der Hautkontakt mit Pflanzenteilen kann bei empfindlichen Personen zu Blasenbildung oder allergischen Reaktionen führen. Von einem Verzehr oder einer topischen Anwendung ist in jedem Fall abzuraten.

Fazit

Der Echte Seidelbast ist eine potenziell interessante, aber gefährliche Pflanze. Während seine toxischen Inhaltsstoffe im Rahmen der traditionellen Medizin genutzt wurden, ist heute vor allem Vorsicht geboten. In der modernen Phytotherapie spielt Seidelbast keine Rolle mehr, bleibt aber als Gegenstand toxikologischer und pharmakologischer Forschung weiterhin von Interesse.

Quellen:

  1. Kupchan, S. M., & Baxter, R. L. (1975). Mezerein: antileukemic principle isolated from Daphne mezereum L. Science (New York, N.Y.), 187(4177), 652–653. https://doi.org/10.1126/science.1114315
  2. Tundis, R., Loizzo, M. R., Bonesi, M., Peruzzi, L., & Efferth, T. (2018). Daphne striata Tratt. and D. mezereum L.: a study of anti-proliferative activity towards human cancer cells and antioxidant properties. Natural Product Research, 33(12), 1809–1812. https://doi.org/10.1080/14786419.2018.1437432
  3. Mohamed, W. N., Butt, H. S., Schmidt, T. J., Eltvik, A. A., Wu, D., Malterud, K. E., Inngjerdingen, M., Inngjerdingen, K. T., & Wangensteen, H. (2025). Biflavonoids and bi- and tricoumarins from Daphne mezereum and inhibition of TNF-α secretion. Phytochemistry, 229, 114308. https://doi.org/10.1016/j.phytochem.2024.114308
  4. Moshiashvili, G., Tabatadze, N., & Mshvildadze, V. (2020). The genus Daphne: A review of its traditional uses, phytochemistry and pharmacology. Fitoterapia, 143, 104540. https://doi.org/10.1016/j.fitote.2020.104540
  5. Butt, H. S., Bada, L., Malterud, K. E., Inngjerdingen, K. T., & Wangensteen, H. (2025). New coumarins from a hot water extract of Daphne mezereum bark. Phytochemistry Letters, 67, 102954. https://doi.org/10.1016/j.phytol.2025.102954