Zu Inhalt springen

Gewöhnlicher Schneeball

Der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) ist ein laubabwerfender Strauch aus der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae), der in Europa, Asien und Nordamerika heimisch ist. Mit seinen weißen, doldenförmigen Blüten und leuchtend roten Beeren ist er nicht nur ein beliebter Zierstrauch, sondern blickt auch auf eine lange Tradition in der Volksheilkunde zurück. Besonders bekannt ist er im englischsprachigen Raum unter dem Namen „Cramp Bark“ – also „Krindenrinde“ oder „Krampfrinde“ –, was bereits auf seine historische Anwendung gegen krampfartige Beschwerden hindeutet. Die medizinisch genutzten Pflanzenteile sind in erster Linie die Rinde der Zweige sowie teilweise auch die Beeren, wobei letztere roh leicht giftig und daher nicht ohne Vorbehandlung verzehrt werden sollten. Die Rinde hingegen wurde traditionell durch Abkochen oder Trocknung aufbereitet und kommt in Tees, Tinkturen oder Extrakten zur Anwendung. Aufgrund ihrer komplexen Zusammensetzung aus Iridoidglycosiden, Flavonoiden, Gerbstoffen und ätherischen Ölen ist die Rinde des Gewöhnlichen Schneeballs in der Pflanzenheilkunde von besonderem Interesse – vor allem im Bereich der Frauenheilkunde und Muskelentspannung. Die moderne Phytotherapie beginnt sich zunehmend für die krampflösenden und beruhigenden Eigenschaften dieser Pflanze zu interessieren.

Welche Vorteile bietet der Gewöhnliche Schneeball für die Gesundheit?

Die traditionellen Anwendungen des Schneeballs als Heilkraut werden zunehmend wissenschaftlich untersucht. Erste Ergebnisse bestätigen einige der historisch bekannten Effekte, wobei für viele Aussagen noch vertiefende Studien notwendig sind. Zu den bisher beobachteten Vorteilen zählen:

  • Entzündungshemmendes Potenzial: Studien zufolge könnten verschiedene Wirkstoffe der Pflanze entzündungshemmende Prozesse im Körper unterstützen (1,2,3).
  • Metabolischer Effekt: Studien deuten darauf hin, dass Wirkstoffe in Viburnum opulus bei mehreren Aspekten des metabolischen Syndroms helfen könnten (1).
  • Kardioprotektiver Effekt: Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge könnten Wirkstoffe der Pflanze einen positiven Effekt auf die Herzgesundheit haben (1).
  • Antioxidative Wirkung: Ergebnisse von Studien deuten darauf hin, dass VO als Therapeutikum gegen oxidativen Stress während einer Lungentransplantation eingesetzt werden kann (1,4).
  • Antibakterielle Wirkung: Verschiedene Wirkstoffe in der Pflanze wiesen in Untersuchungen eine antibakterielle Wirkung auf (1,5).
  • Auswirkungen auf das Harnsystem und Endometriose: Studien deuten auf ein großes Potenzial bei verschiedenen Problemen mit dem Harnsystem hin (1,6).
  • Krampflösende Wirkung: Während in der traditionellen Medizin der Einsatz bei Krämpfen recht häufig war, finden sich dazu kaum Arbeiten, die eine solche Anwendung wissenschaftlich untermauern würden.
  • Beruhigung der Gebärmutter: In der traditionellen Frauenheilkunde wurde Cramp Bark zur Linderung von Uteruskontraktionen und Beschwerden während des Menstruationszyklus oder der Schwangerschaft verwendet.

Wie wirkt der Gewöhnliche Schneeball im Körper?

Die Wirkung der Pflanze beruht auf einer Kombination von Iridoiden (v. a. Valepotriate), Flavonoiden, Gerbstoffen und ätherischen Ölen.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

  • Unreife Beeren meiden: Die Beeren des Schneeballs enthalten in rohem Zustand geringe Mengen an schwach giftigen Substanzen, die zu Magen-Darm-Beschwerden führen können. Nur verarbeitet oder gekocht genießbar.
  • Nicht während der Schwangerschaft ohne ärztlichen Rat: Obwohl Cramp Bark traditionell zur Entspannung der Gebärmutter verwendet wurde, sollte die Anwendung während der Schwangerschaft nur unter fachlicher Aufsicht erfolgen, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden (3).
  • Allergische Reaktionen möglich: Wie bei allen Heilpflanzen kann es in Einzelfällen zu Hautreaktionen oder Unverträglichkeiten kommen.

Fazit

Der Gewöhnliche Schneeball ist eine traditionsreiche Heilpflanze mit einer Vielzahl potenziell interessanter Wirkungen. Erste Studien stützen einige Aspekte der traditionellen Anwendung, dennoch ist weitere Forschung erforderlich, um die genaue Wirkweise und sichere Anwendung besser zu verstehen.

Quellen:

  1. Kajszczak, D., Zakłos-Szyda, M., & Podsędek, A. (2020). Viburnum opulus L.-A Review of Phytochemistry and Biological Effects. Nutrients, 12(11), 3398. https://doi.org/10.3390/nu12113398
  2. Zakłos-Szyda M., Pietrzyk N., Szustak M., Podsędek A. Viburnum opulus L. juice phenolics inhibit mouse 3T3-L1 cells adipogenesis and pancreatic lipase activity. Nutrients. 2020;12:2003. doi: 10.3390/nu12072003.
  3. Zhang Z., Sun T., Niu J.G., He Z.Q., Liu Y., Wang F. Amentoflavone protects hippocampal neurons: Anti-inflammatory, antioxidative, and antiapoptotic effects. Neural Regen. Res. 2015;10:1125–1133. doi: 10.4103/1673-5374.160109.
  4. Eken A., Yücel O., İpek İ., Ayşe B., Endİrlİk B.Ü. An investigation on protective effect of Viburnum opulus L. fruit extract against ischemia/reperfusion-induced oxidative stress after lung transplantation in rats. Kafkas Univ. Vet. Fak. Derg. 2017;23:437–444.
  5. Sagdic O., Aksoy A., Ozkan G. Evaluation of the antibacterial and antioxidant potentials of cranberry (gilaburu, Viburnum opulus L.) fruit extract. Acta Aliment. 2006;35:487–492. doi: 10.1556/AAlim.35.2006.4.12.
  6. Ilhan M., Ergene B., Süntar I., Özbilgin S., Çitoʇlu G.S., Demirel M.A., Keleş H., Altun L., Akkol E.K. Preclinical evaluation of antiurolithiatic activity of Viburnum opulus L. On sodium oxalate-induced urolithiasis rat model. Evidence-based Complement. Altern. Med. 2014;2014 doi: 10.1155/2014/578103.