Chicorée
Chicorée, botanisch Cichorium intybus var. foliosum, ist ein winterhartes Blattgemüse aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Ursprünglich aus Europa stammend, wurde der Chicorée im 19. Jahrhundert in Belgien durch ein spezielles Verfahren der „Treibe-Kultur“ entwickelt, bei dem die Wurzeln im Dunkeln ausgetrieben werden. Das Ergebnis: zartgelbe, leicht bittere Sprossen mit festem Blattaufbau und markantem Geschmack. Der bittere Charakter ist auf natürliche Inhaltsstoffe wie Intybin zurückzuführen, die ursprünglich der Wildform zur Abwehr von Fressfeinden dienten – heute jedoch wegen ihrer gesundheitsfördernden Wirkung geschätzt werden. Chicorée gilt als kalorienarmes, nährstoffreiches Gemüse, das besonders im Winterhalbjahr verfügbar ist. Neben seiner Rolle als Salat- und Kochgemüse wird Chicorée auch in der Naturheilkunde betrachtet. Die enthaltenen Bitterstoffe, Ballaststoffe und pflanzlichen Sekundärstoffe machen ihn zu einem interessanten Kandidaten für ernährungsmedizinische Anwendungen.
Welche Vorteile bietet Chicorée für die Gesundheit?
In der Naturheilkunde wird Chicorée seit Langem geschätzt – und auch moderne Studien befassen sich mit seinen Inhaltsstoffen. Diese haben einige potenzielle gesundheitliche Vorteile nahelegen können, allerdings ist mehr Forschung notwendig, um abschließende Aussagen zur Wirkung der Pflanze treffen zu können. Hier sind einige der Ergebnisse, die im Raum stehen:
- Antimikrobielle und antifungale Wirkung: Ergebnisse verschiedener Studien legen eine hemmende Wirkung auf Pilze sowie eine antimikrobielle Wirkung nahe (1,2,3,4,5).
- Leberfunktion: In traditionellen Anwendungen wurde Chicorée zur Unterstützung der Leber verwendet – ein Aspekt, der heute vermehrt wissenschaftlich untersucht wurde und bis zu einem gewissen Grad nachgewiesen werden konnte (1,5,6,7).
- Antioxidative- und entzündungshemmende Eigenschaften: Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen deuten sowohl auf eine antioxidative als auch auf eine entzündungshemmende Wirkung hin (1,5,8,9,10)
- Antidiabetische Wirkung: Studien deuten auf einen positiven Effekt in bezug auf den Blutzuckerspiegel und diabetische Problematiken hin (1,11)
Wie wirkt Chicorée im Körper?
Die positiven Effekte von Chicorée gehen insbesondere auf den Bitterstoff Intybin sowie auf den hohen Inulin-Gehalt zurück. Neben diesen enthält die Pflanze aber auch noch eine ganze Reihe weiterer potenter Wirkstoffe. Diese Verbindungen beeinflussen Studien zufolge die Verdauung, die Darmflora und möglicherweise auch den Blutzuckerspiegel (1,5).
Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
- Bitterstoffempfindlichkeit: Manche Menschen empfinden Chicorée als zu bitter – insbesondere roh. Eine leichte Hitzebehandlung kann den Geschmack mildern.
- Nicht geeignet bei Fructoseintoleranz: Der Inulingehalt kann bei Menschen mit Fructosemalabsorption Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall verursachen (3).
- Allergien: Sehr selten können Kreuzreaktionen bei Allergien gegen Korbblütler (z. B. Beifuß, Löwenzahn) auftreten.
Fazit
Chicorée ist mehr als nur ein Wintersalat – als Bitterstoff- und Ballaststoffquelle bietet er eine Vielzahl potenzieller gesundheitlicher Vorteile. Sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Ernährung findet er als gesundes, darmfreundliches Gemüse seinen festen Platz. Dennoch gilt: Wie bei allen Naturstoffen sollte auch bei Chicorée auf individuelle Verträglichkeit geachtet werden und um einige der traditionell nachgesagten Wirkungen verifizieren zu können, ist mehr Forschung notwendig.
Quellen:
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