Aristolochiasäuren
Aristolochiasäuren sind eine Gruppe von organischen Verbindungen, die natürlicherweise in Pflanzen der Gattung Aristolochia und Asarum vorkommen. Diese Säuren sind bekannt für ihre toxischen und krebserregenden Eigenschaften, haben jedoch eine lange Geschichte in der traditionellen Medizin, insbesondere in China, wo sie in der Kräutermedizin verwendet wurden. Aufgrund der ernsthaften gesundheitlichen Risiken sind Aristolochiasäuren heute in vielen Ländern verboten oder streng reguliert.
Anwendungen in der traditionellen Medizin
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wurden Aristolochia-Arten historisch für eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Diese Effekte wurden zum Teil auch in Studien untersucht, die hier angegeben werden, allerdings fokussiert sich die Forschung zu Aristolochiasäure eher auf ihre toxikologischen Eigenschaften. Hier sind einige der Vorteile, die Aristolochiasäure bzw. den Pflanzen zugeschrieben worden sind.
- Schmerzlinderung: zur Behandlung von rheumatischen Schmerzen und Schwellungen (1,2).
- Entzündungshemmung: Bei Atemwegserkrankungen und Arthritis (2)
- Förderung des Menstruationsflusses: bei Frauen mit Menstruationsbeschwerden.
Eigenschaften und chemische Struktur
Aristolochiasäuren gehören zur Klasse der Nitrobenzylcarbonsäuren. Sie bestehen aus einer aromatischen Nitrogruppe und einer Carboxylgruppe. Die wichtigsten Vertreter sind Aristolochiasäure I und II, die sich in ihrer chemischen Struktur geringfügig unterscheiden. Diese Verbindungen sind in der Lage, mit DNA zu interagieren und kovalente Addukte zu bilden, was zu Mutationen und potenziell zur Entstehung von Krebs führen kann.
Wirkmechanismus
Die schädlichen Wirkungen der Aristolochiasäuren beruhen auf ihrer Fähigkeit, DNA-Schäden zu verursachen. Der Mechanismus umfasst folgende Schritte (3,4):
- Bioaktivierung: Aristolochiasäuren werden in den Nieren zu reaktiven Metaboliten umgewandelt.
- DNA-Addukt-Bildung: Diese Metaboliten binden kovalent an DNA, wodurch mutagene DNA-Addukte entstehen.
- Mutationen: Die resultierenden Mutationen können Tumorsuppressorgene wie TP53 inaktivieren, was die Entstehung von Krebs begünstigt.
Dieser Mechanismus erklärt, warum Aristolochiasäuren mit bestimmten Krebsarten assoziiert sind.
Gesundheitliche Risiken und Nebenwirkungen
Aristolochiasäuren sind hochgradig toxisch und wurden in mehreren wissenschaftlichen Studien mit schweren Erkrankungen in Verbindung gebracht:
- Aristolochiasäure-Nephropathie (AAN): Eine spezifische Form der Nierenschädigung, die häufig zu chronischem Nierenversagen führt.
- Krebs: Die karzinogenen Eigenschaften der Aristolochiasäuren sind gut dokumentiert. Besonders häufig ist das Urothelkarzinom, ein bösartiger Tumor der Harnwege.
- Akute Toxizität: Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Leberschäden können bei kurzfristiger Einnahme auftreten.
Aufgrund dieser Risiken hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Verwendung von Aristolochia-Arten in der Medizin stark kritisiert und vielerorts ist der Einsatz untersagt.
Forschung und Wissenschaft
Die wissenschaftliche Forschung zu Aristolochiasäuren konzentriert sich auf ihre toxikologischen Eigenschaften und den Nachweis ihrer Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit:
- Molekulare Studien: Sie zeigen die Bildung von Aristolochiasäure-DNA-Addukten, die als Biomarker für Exposition und Risiko verwendet werden können.
- Epidemiologische Studien: Sie haben eine enge Verbindung zwischen Aristolochia-haltigen Präparaten und erhöhten Raten von Nierenkrebs in bestimmten Regionen festgestellt, insbesondere in Asien und auf dem Balkan (5,6,7).
Regulierungsmaßnahmen
Aristolochiasäuren sind in vielen Ländern verboten, darunter:
- EU: Die Europäische Union hat den Verkauf und die Verwendung von Produkten mit Aristolochiasäuren seit 2001 untersagt.
- USA: Die FDA warnt vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die Aristolochia-Arten enthalten.
- China: Obwohl Aristolochia in der TCM weit verbreitet war, wurden viele Anwendungen aufgrund der Toxizität eingestellt oder ersetzt.
Fazit
Aristolochiasäuren sind giftige, krebserregende Substanzen, die in bestimmten Pflanzen vorkommen und historisch in der traditionellen Medizin verwendet wurden. Aufgrund ihrer schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken, darunter Nierenschäden und Krebs, wurden sie in vielen Ländern verboten. Die moderne Forschung hat die Gefährlichkeit dieser Verbindungen klar dokumentiert, sodass ihr Einsatz in der Medizin nicht mehr vertretbar ist.
Quellen
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