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Anethol

Anethol ist eine aromatische Verbindung, die natürlicherweise in verschiedenen Pflanzen wie Anis (Pimpinella anisum), Fenchel (Foeniculum vulgare) und Sternanis (Illicium verum) vorkommt. Chemisch gehört Anethol zu den Phenylpropanoiden und ist Hauptbestandteil der ätherischen Öle dieser Pflanzen – es verleiht ihnen ihr charakteristisch süßlich-würziges Aroma. Anethol wird nicht nur als Aromastoff in der Lebensmittelindustrie genutzt, sondern auch wegen seiner vielseitigen gesundheitlichen Wirkungen in der Naturheilkunde geschätzt. In den letzten Jahren rückt Anethol auch zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen – unter anderem aufgrund seiner potenziell antimikrobiellen, entzündungshemmenden und hormonmodulierenden Eigenschaften.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet Anethol?

In Form verschiedener Pflanzen findet Anethol als Wirkstoff schon seit geraumer Zeit regelmäßige Anwendung. Studien setzen sich zunehmend mit dem Wirkstoff auseinander und legen ein großes medizinisches Potenzial nahe. Die Ergebnisse der Studien sind bisher noch kritisch zu betrachten, da nicht alle Wirkungen abschließend erforscht worden sind und nicht alle Ergebnisse ohne Weiteres übertragbar sind. Hier sind einige der bisher nahegelegten Effekte:

  • Entzündungshemmend: Studien zeigen, dass Anethol die Aktivität entzündungsfördernder Enzyme hemmen kann und so zur Linderung chronischer Entzündungen beiträgt (1).
  • Antioxidativ: Studien zufolge fängt Anethol freie Radikale ab und schützt so Zellen vor oxidativem Stress (1).
  • Antimikrobiell und antiviral: Anethol zeigte in Untersuchungen Wirksamkeit gegen eine Vielzahl von Bakterien und Viren – sowohl im Verdauungstrakt als auch im Mundraum (1).
  • Kognitive Leistung: Studien deuten auf eine mögliche Verbesserung kognitiver Faktoren hin, die durch Anethol ausgelöst werden könnte (1).
  • Antinozizeptive Wirkung: Studien weisen auf einen Effekt hin, der Schmerzen hemmen könnte (1).
  • Beruhigende Wirkung: Untersuchungen legen nahe, dass eine beruhigende Wirkung von Anethol ausgeht, die ein gewisses Potenzial für verschiedene Einsatzmöglichkeiten impliziert (1).
  • Östrogenartige Wirkung: Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit zu bestimmten Hormonen könnte Anethol mild östrogenartige Effekte entfalten, was z. B. bei Menstruationsbeschwerden unterstützend wirken könnte (2). Allerdings sind die Studien hier nicht eindeutig, weswegen hier kaum Aussagen getroffen werden können.

Wie wirkt Anethol im Körper?

Anethol wirkt über verschiedene Pfadwege, die in Studien untersucht wurden. Hier sind einige der bisher nahegelegten Wirkungsmechanismen:

  • Modulation von Entzündungswegen: Anethol blockiert bestimmte Signalwege (wie NF-κB), die für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen verantwortlich sind (3).
  • Einfluss auf glatte Muskulatur: Die Substanz wirkt krampflösend, besonders im Verdauungs- und Urogenitaltrakt (4).
  • Regulierung hormoneller Prozesse: Durch seine phytoöstrogene Wirkung kann es auf den weiblichen Zyklus und hormonelle Beschwerden Einfluss nehmen (5).
  • Hemmung pathogener Keime: Anethol wirkt antibakteriell und antimykotisch, unter anderem gegen Candida albicans und Escherichia coli (6).

Gibt es Nebenwirkungen oder Risiken?

  • Allergien: Bei empfindlichen Personen können allergische Reaktionen auftreten, vor allem bei hoher Dosierung oder ätherischem Öl.
  • Hormonelle Wirkung: Aufgrund seiner phytoöstrogenen Eigenschaften sollte bei hormonabhängigen Erkrankungen (z. B. Brustkrebs) immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
  • Nicht für Säuglinge: Ätherische Öle mit hohem Anetholgehalt sollten bei kleinen Kindern und Säuglingen nicht angewendet werden.
  • Interaktionen: In sehr hohen Dosen kann Anethol leicht toxisch wirken; daher ist eine sachgerechte Anwendung entscheidend.

Fazit

Anethol ist eine natürlich vorkommende Substanz mit breitem nachgesagtem therapeutischem Potenzial – von der Förderung der Verdauung über entzündungshemmende bis hin zu hormonmodulierenden Effekten. Die langjährige Nutzung in der Pflanzenheilkunde wird durch moderne Studien zunehmend bestätigt. Bei sachgemäßer Anwendung könnte Anethol eine wertvolle Unterstützung für Gesundheit und Wohlbefinden sein. Mehr Forschung ist allerdings notwendig, um abschließend in Gänze verstehen zu können, wie der Wirkstoff genau funktioniert.

Quellen:

  1. Khodadadian, R., & Balali-Dehkordi, S. (2025). A comprehensive review of the neurological effects of anethole. IBRO Neuroscience Reports, 18, 50–56. https://doi.org/10.1016/j.ibneur.2024.12.012
  2. Tabanca, N., Khan, S., Bedir, E., Annavarapu, S., Willett, K., Khan, I., Kirimer, N., & Baser, K. H. C. (2004). Estrogenic activity of isolated compounds and essential oils of Pimpinella species from Turkey, evaluated using a recombinant yeast screen. Planta Medica, 70(8), 728–735. https://doi.org/10.1055/s-2004-827203
  3. C. Chen, M. De Gasperi, R. Salcedo, D. Cavazos, L. deGraffenried; Evaluation of the Phytochemical Anethole as an Anti-Tumor Agent in MCF-7 Cells.. Cancer Res 15 December 2009; 69 (24_Supplement): 3100. https://doi.org/10.1158/0008-5472.SABCS-09-3100
  4. Lima, C. C., de Holanda-Angelin-Alves, C. M., Pereira-Gonçalves, Á., Kennedy-Feitosa, E., Evangelista-Costa, E., Bezerra, M. A. C., Coelho-de-Souza, A. N., & Leal-Cardoso, J. H. (2020). Antispasmodic effects of the essential oil of Croton zehnteneri, anethole, and estragole, on tracheal smooth muscle. Heliyon, 6(11), e05445. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2020.e05445
  5. Helal, E. (2019). Effect of anise (Pimpinella anisum L.) as phytoestrogen on some sex hormones and biochemical parameters. The Egyptian Journal of Hospital Medicine, 75(1), 1918–1922. https://doi.org/10.12816/EJHM.2019.29114
  6. Kwiatkowski, P., Wojciuk, B., Wojciechowska-Koszko, I., Łopusiewicz, Ł., Grygorcewicz, B., Pruss, A., Sienkiewicz, M., Fijałkowski, K., Kowalczyk, E., & Dołęgowska, B. (2020). Innate Immune Response against Staphylococcus aureus Preincubated with Subinhibitory Concentration of trans-Anethole. International Journal of Molecular Sciences, 21(11), 4178. https://doi.org/10.3390/ijms21114178