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Allicin

Allicin ist eine biologisch aktive Schwefelverbindung, die vor allem im frischen Knoblauch (Allium sativum) enthalten ist. Sie entsteht durch enzymatische Reaktion, sobald Knoblauchzehen zerkleinert oder zerquetscht werden – dabei wird das inaktive Alliin durch das Enzym Alliinase in Allicin umgewandelt. Der charakteristische Geruch von frischem Knoblauch geht maßgeblich auf diese Substanz zurück. Allicin ist Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung, da es eine Vielzahl an gesundheitsfördernden Wirkungen zeigt – darunter antibakterielle, antivirale, antimykotische, entzündungshemmende und antioxidative Effekte. Besonders spannend ist das Potenzial von Allicin im Bereich der Herz-Kreislauf-Gesundheit, bei Infektionen und zur Immunstärkung. In der Naturmedizin wird es seit Jahrhunderten als universelles Heilmittel eingesetzt.

Welche gesundheitlichen Vorteile werden Allicin zugeschrieben?

Allicin ist ein Wirkstoff, der sich in Studien reger Aufmerksamkeit erfreut. Die Ergebnisse dieser Studien legen verschiedene Effekte nahe, die von dem Wirkstoff ausgehen. Im Folgenden finden sich die potenziellen Wirkungen. Die Ergebnisse der Studien sind allerdings nicht ohne Weiteres übertragbar und es ist noch mehr Forschung notwendig, um die Wirkung in Gänze zu verstehen.

  • Antimikrobielle Wirkung: Allicin hemmt eine Vielzahl von Bakterien, Viren und Pilzen, darunter Staphylococcus aureus, Candida albicans und Influenzaviren. Es gilt als natürliches Breitbandantibiotikum (1,2).
  • Herz-Kreislauf-Schutz: Allicin kann den Blutdruck senken, die Blutgerinnung hemmen und die Elastizität der Gefäße verbessern – wichtige Schutzfaktoren gegen Herzinfarkt und Schlaganfall (3,4,5).
  • Entzündungshemmung und antioxidativer Zellschutz: Es reduziert die Bildung freier Radikale und blockiert entzündungsfördernde Signalwege wie NF-κB, was bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen von Bedeutung ist (3,5,6,7).
  • Immunmodulation: Allicin unterstützt das Immunsystem, indem es die Aktivität von Makrophagen, T-Zellen und natürlichen Killerzellen fördert (7).
  • Cholesterinsenkung: Studien deuten darauf hin, dass Allicin die LDL-Werte senken und gleichzeitig HDL fördern kann, was zur Vorbeugung von Arteriosklerose beiträgt (1,8).

Wie wirkt Allicin im Körper?

Die Wirkung von Allicin scheint auf verschiedene Effekte zurückführbar zu sein. Reaktive Schwefelgruppen in Allicin können mit Proteinen und Enzymen pathogener Mikroorganismen reagieren und diese inaktivieren. Die Substanz fungiert als Radikalfänger, sie kann also freie Radikale neutralisieren und so oxidativen Stress in Zellen reduzieren. Außerdem scheint Allicin Gene zu modulieren, die an Entzündung, Zellschutz und Immunantwort beteiligt sind. Allerdings ist Allicin nicht sehr stabil – es zerfällt relativ schnell und ist daher in hohen Mengen nur unmittelbar nach der Zerkleinerung von frischem Knoblauch vorhanden (1,9).

Nebenwirkungen und Risiken

  • Magen-Darm-Beschwerden: Bei empfindlichen Personen oder hohen Dosen kann es zu Übelkeit, Sodbrennen oder Blähungen kommen.
  • Geruchsbildung: Der typische Knoblauchgeruch kann über Atem und Haut abgegeben werden.
  • Blutverdünnung: Allicin hat eine blutgerinnungshemmende Wirkung – Menschen, die Blutverdünner einnehmen oder vor einer Operation stehen, sollten vorsichtig sein.
  • Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen kann Knoblauch Kontaktdermatitis oder andere Überempfindlichkeiten auslösen.

Fazit

Allicin ist ein beeindruckender Naturstoff mit starkem medizinischem Potenzial. Es wirkt antimikrobiell, entzündungshemmend, antioxidativ und gefäßschützend. Insbesondere für das Herz-Kreislauf-System und die Immunabwehr bietet es vielfältige Vorteile. Da es jedoch empfindlich gegenüber Hitze und Verarbeitung ist, empfiehlt sich der Verzehr von frischem, rohem Knoblauch, um das volle Wirkungsspektrum zu nutzen. Eine therapeutische Anwendung sollte in Absprache mit Fachpersonen erfolgen.

Quellen:

  1. Salehi, B., Zucca, P., Orhan, I. E., Azzini, E., Adetunji, C. O., Mohammed, S. A., Banerjee, S. K., Sharopov, F., Rigano, D., Sharifi-Rad, J., Armstrong, L., Martorell, M., Sureda, A., Martins, N., Selamoğlu, Z., & Ahmad, Z. (2019). Allicin and health: A comprehensive review. Trends in Food Science & Technology, 86, 502–516. https://doi.org/10.1016/j.tifs.2019.03.003
  2. Borlinghaus, J., Albrecht, F., Gruhlke, M. C., Nwachukwu, I. D., & Slusarenko, A. J. (2014). Allicin: chemistry and biological properties. Molecules (Basel, Switzerland), 19(8), 12591–12618. https://doi.org/10.3390/molecules190812591
  3. García-Trejo, E. M., Arellano-Buendía, A. S., Argüello-García, R., Loredo-Mendoza, M. L., García-Arroyo, F. E., Arellano-Mendoza, M. G., Castillo-Hernández, M. C., Guevara-Balcázar, G., Tapia, E., Sánchez-Lozada, L. G., & Osorio-Alonso, H. (2016). Effects of Allicin on Hypertension and Cardiac Function in Chronic Kidney Disease. Oxidative medicine and cellular longevity, 2016, 3850402. https://doi.org/10.1155/2016/3850402
  4. Wang, H. P., Yang, J., Qin, L. Q., & Yang, X. J. (2015). Effect of garlic on blood pressure: a meta-analysis. Journal of clinical hypertension (Greenwich, Conn.), 17(3), 223–231. https://doi.org/10.1111/jch.12473
  5. Gao, Y., Wang, B., Qin, G. et al. Therapeutic potentials of allicin in cardiovascular disease: advances and future directions. Chin Med 19, 93 (2024). https://doi.org/10.1186/s13020-024-00936-8
  6. Sánchez-Gloria, J. L., Arellano-Buendía, A. S., Juárez-Rojas, J. G., García-Arroyo, F. E., Argüello-García, R., Sánchez-Muñoz, F., Sánchez-Lozada, L. G., & Osorio-Alonso, H. (2022). Cellular Mechanisms Underlying the Cardioprotective Role of Allicin on Cardiovascular Diseases. International Journal of Molecular Sciences, 23(16), 9082. https://doi.org/10.3390/ijms23169082
  7. Arellano Buendía, A. S., Tostado González, M., Sánchez Reyes, O., García Arroyo, F. E., Argüello García, R., Tapia, E., Sánchez Lozada, L. G., & Osorio Alonso, H. (2018). Immunomodulatory Effects of the Nutraceutical Garlic Derivative Allicin in the Progression of Diabetic Nephropathy. International journal of molecular sciences, 19(10), 3107. https://doi.org/10.3390/ijms19103107
  8. Nadeem, M. S., Kazmi, I., Ullah, I., Muhammad, K., & Anwar, F. (2021). Allicin, an Antioxidant and Neuroprotective Agent, Ameliorates Cognitive Impairment. Antioxidants (Basel, Switzerland), 11(1), 87. https://doi.org/10.3390/antiox11010087
  9. Savairam, V. D., Patil, N. A., Borate, S. R., Ghaisas, M. M., & Shete, R. V. (2023). Allicin: A review of its important pharmacological activities. Pharmacological Research - Modern Chinese Medicine, 8, 100283. https://doi.org/10.1016/j.prmcm.2023.100283