Zu Inhalt springen

Aktivkohle

Aktivkohle, ein hochporöses Material, wird aus natürlichen Quellen wie Holz, Kokosnussschalen oder Torf hergestellt. Die Herstellung erfolgt durch Erhitzen bei hohen Temperaturen und die Behandlung mit Gasen, um die charakteristischen Mikroporen zu erzeugen, die Substanzen effektiv binden können. Dank dieser Eigenschaften wird Aktivkohle in Medizin, Kosmetik und Industrie geschätzt.

Vorteile und medizinische Anwendungen

Aktivkohle wird in verschiedenen Situationen eingesetzt, die sowohl medizinisch als auch im Alltag von Bedeutung sind. Zahlreiche Studien wurden mit Aktivkohle durchgeführt, die einige der Effekte untermauern. Andere Effekte müssen weiter erforscht werden, um von einer verifizierten Wirkung sprechen zu können:

  1. Vergiftungen und Überdosierungen: Aktivkohle wird häufig zur Behandlung von akuten Vergiftungen und Überdosierungen eingesetzt. Die poröse Struktur bindet Toxine im Magen-Darm-Trakt und verhindert deren Absorption ins Blut (1).
  2. Verdauungsunterstützung und Entfernung von Schadstoffen im Verdauungstrakt: Aktivkohle wird häufig bei Verdauungsproblemen eingesetzt. Sie soll die Verdauung unterstützen und die Gasbildung im Darm reduzieren. Diese Effekte müssen weiterhin erforscht werden, um von einer tatsächlichen Faktenlage sprechen zu können.
  3. Cholesterinsenkung: Aktivkohle könnte helfen, den LDL-Cholesterinspiegel zu senken. In einer Untersuchung führte die Einnahme von 8 g Aktivkohle dreimal täglich zu einer signifikanten Reduktion des Cholesterins (2). Auch hier sind mehr Studien nötig, um eine abschließende Aussage treffen zu können.
  4. Nierengesundheit: Bei Nierenerkrankungen konnte Aktivkohle bei Probanden helfen, Abfallprodukte wie Harnstoff zu binden und deren Ausscheidung zu fördern, wodurch die Belastung der Nieren reduziert wurde (3). Weitere Studien deuten ebenfalls darauf hin, dass Aktivkohle potenziell dazu beitragen könnte, die renale Gesundheit zu fördern (4).
  5. Kosmetische Anwendungen: Aktivkohle wird in Zahnpasta, Gesichtsmasken und Hautreinigern verwendet, um Unreinheiten zu entfernen und das Hautbild zu verbessern. Ihre Bindungseigenschaften sollen dabei helfen, Talg und Schmutz zu absorbieren. Auch hier ist die Beweislage allerdings bestenfalls dünn.

Wie wirkt Aktivkohle?

Die Wirkweise von Aktivkohle basiert auf Adsorption: Schadstoffe haften an der porösen Oberfläche der Kohle und werden so aus Flüssigkeiten oder Gasen entfernt. In medizinischen Anwendungen könnte Aktivkohle beispielsweise potenziell überschüssige Medikamente im Magen-Darm-Trakt binden und deren Aufnahme ins Blut verhindern.

Einnahme und Dosierung

Aktivkohle wird in Form von Pulver, Kapseln oder Tabletten eingenommen. Die Dosierung variiert je nach Anwendung, hier sind einige der Dosierungen, die in Studien verwendet worden sind:

  • Bei akuten Vergiftungen: Typischerweise 1 g Aktivkohle pro Kilogramm Körpergewicht, oft aufgeteilt in mehrere Dosen.
  • Cholesterinsenkung: 3 Dosen à 8 g täglich.
  • Für kosmetische Zwecke: Lokale Anwendung als Maske oder Pflaster.

Auch hier gilt es, Vorsicht walten zu lassen und diese Dosen vor der Einnahme mit einem Arzt abzusprechen. Die Faktenlage ist auch hier zu ungenau, um verbindliche Aussagen zur Dosierung treffen zu können.

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl Aktivkohle in der Regel sicher ist, können Nebenwirkungen wie Verstopfung, schwarze Stühle oder selten Darmblockaden auftreten. Zudem kann sie die Absorption von Medikamenten und Nährstoffen hemmen. Sie sollte daher nicht zusammen mit wichtigen Arzneimitteln oder Mahlzeiten eingenommen werden.

Fazit

Aktivkohle findet vielseitige Anwendungen, insbesondere bei akuten Vergiftungen und als unterstützende Maßnahme für Verdauung und Nierengesundheit. Dennoch sollte ihre Verwendung gut überlegt und ärztlich begleitet werden, um potenzielle Wechselwirkungen und Nebenwirkungen zu minimieren. Außerdem sollte die dünne Beweislage jederzeit bedacht werden.

Quellen:

  1. Silberman J, Galuska MA, Taylor A. Activated Charcoal. [Updated 2023 Apr 26]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK482294/
  2. Kuusisto, P., Vapaatalo, H., Manninen, V., Huttunen, J. K., & Neuvonen, P. J. (1986). Effect of activated charcoal on hypercholesterolaemia. Lancet (London, England), 2(8503), 366–367. https://doi.org/10.1016/s0140-6736(86)90054-1
  3. Rahman WK, Rabea IS, Meizel MM. Protective effect of activated charcoal against progression of chronic kidney disease: A randomized clinical study. J Med Life. 2023 Sep;16(9):1310-1315. doi: 10.25122/jml-2023-0128. PMID: 38107705; PMCID: PMC10719797.
  4. El-Kafoury, B., K. Saleh, N., A. Saad, D., K Shawky, M., Mehanna, N., & Ghonamy, E. (2019). ROLE OF ACTIVATED CHARCOAL IN LIMITING THE PROGRESSION OF CHRONIC KIDNEY DISEASE IN ALBINO RATS. Al-Azhar Medical Journal, 48(1), 43-56. doi: 10.21608/amj.2019.50729