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Agar

Agar, auch bekannt als Agar-Agar, ist ein gelierendes Polysaccharid, das aus den Zellwänden bestimmter roter Meeresalgen (meist der Gattungen Gelidium und Gracilaria) gewonnen wird. In Japan wird Agar, auch als, Kanten bekannt, seit Jahrhunderten sowohl in der traditionellen Küche als auch zu gesundheitlichen Zwecken verwendet. Ursprünglich entdeckte man Agar im 17. Jahrhundert durch einen Zufall, als ein japanischer Mönch erkannte, dass getrocknete Algen eine gelierende Substanz freisetzen, wenn sie in Wasser gekocht und abgekühlt werden. Heute wird Agar vor allem in der Lebensmittelindustrie, Mikrobiologie und Biochemie eingesetzt. Agar ist aufgrund seiner pflanzlichen Herkunft eine beliebte Alternative zu Gelatine und wird oft in vegetarischen und veganen Produkten verwendet.

Mit welchen gesundheitlichen Aspekten wird Agar in Verbindung gebracht? Agar ist weitgehend unverdaulich und wirkt im Verdauungstrakt als Ballaststoff. Dadurch kann es die Verdauung fördern und zu einer verbesserten Darmfunktion beitragen. Agar wird auch in der Diätetik verwendet, da es sättigend wirkt und kaum Kalorien enthält. Wichtig ist hier jedoch zu erwähnen, dass die Studienlage zu den gesundheitlichen Vorteilen kaum vorhanden ist. Bei der Liste der folgenden Vorteile handelt es sich also um Anwendungsbereiche von Agar im Rahmen traditioneller Medizin, nicht um fundierte Aussagen aus Studien:

  • Diät und Gewichtsmanagement: In Japan wird Agar oft als natürliches Mittel zur Gewichtsreduktion ngesetzt. Aufgrund seiner Fähigkeit, im Verdauungstrakt aufzuquellen und ein Sättigungsgefühl zu erzeugen, wird es in Diäten verwendet, um den Hunger zu kontrollieren, ohne viele Kalorien zuzuführen. Agar absorbiert Wasser und dehnt sich im Magen aus, was das Hungergefühl verringert und zu einer geringeren Nahrungsaufnahme führen kann.
  • Förderung der Verdauung: Agar ist ein löslicher Ballaststoff, der im Magen und Darm nicht verdaut wird. Aus diesem Grund wird Agar als effektives Mittel zur Förderung der Darmgesundheit angesehen. Es soll die Verdauung unterstützen, indem es als mildes Abführmittel wirkt und den Stuhlgang reguliert. In Japan wird Agar traditionell bei Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung eingesetzt.
  • Blutzuckerregulation: Agar soll dabei helfen können, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Es verlangsamt die Aufnahme von Zucker im Verdauungstrakt, was zu einer stabileren Glukoseaufnahme führt. Diese Eigenschaft macht Agar in Japan besonders bei Menschen beliebt, die ihren Blutzucker besser kontrollieren möchten, einschließlich solcher mit Diabetes oder einem erhöhten Risiko dafür.
  • Entgiftung: In der japanischen Gesundheitskultur wird Agar als mildes Mittel zur Entgiftung des Körpers angesehen. Es wird angenommen, dass die Ballaststoffe im Agar dabei helfen, Toxine aus dem Darm zu binden und auszuscheiden, was die allgemeine Darmgesundheit verbessern kann.

Herkunft und Gewinnung Agar wird durch Kochen von Rotalgen extrahiert und anschließend gereinigt und getrocknet. Das resultierende Produkt ist ein weißes bis leicht gelbliches Pulver. Es ist in heißem Wasser löslich, bildet jedoch beim Abkühlen ein festes Gel, das besonders in der Lebensmittelherstellung geschätzt wird.

Was sind die Hauptbestandteile von Agar? Agar besteht hauptsächlich aus zwei Polysacchariden:

Agarose: Dieser Teil des Agars ist für die Gelbildung verantwortlich. Es handelt sich um ein lineares Polysaccharid, das aus D-Galactose und 3,6-Anhydro-L-Galactose besteht.

Agaropektin: Ein weiteres Polysaccharid, das neben Agarose vorkommt, aber keine wesentliche Rolle bei der Gelbildung spielt. Es enthält sulfathaltige und andere substituierte Zucker.

Anwendung in der Lebensmittelindustrie In der Lebensmittelindustrie wird Agar als Verdickungs- und Geliermittel eingesetzt. Es ist geschmacksneutral und wird in einer Vielzahl von Produkten verwendet:

  • Gelees und Puddings: Agar kann zur Herstellung von veganen oder vegetarischen Gelees verwendet werden, da es eine ähnliche Konsistenz wie Gelatine aufweist, jedoch pflanzlichen Ursprungs ist.
  • Süßigkeiten: In asiatischen Süßigkeiten, insbesondere in Japan und China, ist Agar ein beliebtes Geliermittel.
  • Backwaren und Konfitüren: Agar wird auch verwendet, um die Konsistenz von Marmeladen und Gelees zu verbessern.

Ein wesentlicher Vorteil von Agar ist, dass es bei höheren Temperaturen (etwa 85-90 °C) schmilzt und bei niedrigeren Temperaturen (etwa 35-40 °C) geliert, was es hitzebeständiger als Gelatine macht.

Agar in der japanischen Küche Häufige Anwendungsarten von Agar sind unter anderem:

Kanten-Tees: Eine traditionelle Anwendung in Japan ist die Zubereitung von Kanten-Tees oder Agar-Tees. Hier wird Agar in heißem Wasser aufgelöst und als Getränk konsumiert, um den Stoffwechsel zu fördern, die Verdauung zu unterstützen und eine sanfte Entgiftung zu ermöglichen. Diese Tees sind besonders in den Wintermonaten beliebt.

Yōkan: Ein Gelee-Dessert aus Agar, das oft mit roter Bohnenpaste und anderen gesunden Zutaten kombiniert wird.

Mizuyōkan: Eine leichtere Version von Yōkan, die mehr Wasser enthält und ebenfalls Agar als Grundlage verwendet. Es wird oft als erfrischendes Dessert in heißen Sommermonaten serviert.

Verwendung in der Wissenschaft und Mikrobiologie In der Mikrobiologie wird Agar als Nährmedium für das Wachstum von Mikroorganismen verwendet. Es ist ideal für die Züchtung von Bakterien und Pilzen, da es bei Körpertemperatur fest bleibt. Spezielle Agar-Medien, die mit Nährstoffen angereichert sind, dienen als Grundlage für die Kultivierung und Analyse von Mikroben.

Sicherheit und Nebenwirkungen Agar gilt als sicher für den menschlichen Verzehr und ist in vielen Ländern als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Es kann jedoch in großen Mengen abführend wirken, da es Wasser im Verdauungstrakt bindet und somit zu einem schnelleren Stuhlgang führen kann. Es wird empfohlen, Agar in moderaten Mengen zu konsumieren, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.

Fazit Agar ist ein vielseitiges und wertvolles Polysaccharid, das sowohl in der Lebensmittelindustrie als auch in der wissenschaftlichen Forschung eingesetzt wird. Seine pflanzliche Herkunft und seine hervorragenden Gelierfähigkeiten machen es zu einer idealen Alternative zu tierischen Geliermitteln. Zusätzlich bietet es gesundheitliche Vorteile durch seine ballaststoffreichen Eigenschaften, die die Verdauung unterstützen können.

Quellen:

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