Acker-Gauchheil
Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis), auch bekannt als Rotblühendes Gauchheil oder einfach Gauchheil, ist eine kleine, krautige Pflanze aus der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Ursprünglich in Europa und dem Mittelmeerraum beheimatet, wächst Acker-Gauchheil heute weltweit in gemäßigten Zonen. Die Pflanze wird oft als Unkraut betrachtet, obwohl sie eine lange Geschichte in der Volksmedizin hat.
Traditionelle Anwendungsbereiche
Acker-Gauchheil wurde historisch in der Naturheilkunde für eine ganze Reihe von Beschwerden eingesetzt. Es wurde in der Volksmedizin häufig als Allheilmittel betrachtet und zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten und Symptomen angewandt. Dazu gehörten nicht nur Hauterkrankungen und Entzündungen, sondern auch psychische Auffälligkeiten. Der Saft oder Tee aus den Blättern wurde beispielsweise als Mittel gegen Melancholie und "Verrücktheit" verwendet. Hier sind einige der wichtigsten Anwendungen aus der traditionellen Medizin:
- Wundheilung und Hautkrankheiten: In der traditionellen Medizin wurde Acker-Gauchheil äußerlich verwendet, um Hauterkrankungen wie Geschwüre, Ekzeme und Wunden zu behandeln. Es wurde auch zur Behandlung von Warzen eingesetzt, da ihm eine antiseptische Wirkung nachgesagt wird.
- Entzündungshemmende Eigenschaften: Die Pflanze wurde zur Linderung von entzündlichen Erkrankungen wie Rheumaund Gicht verwendet. Die entzündungshemmenden Eigenschaften könnten möglicherweise auf die in ihr enthaltenen Flavonoide zurückzuführen sein (2,3).
- Beruhigende und krampflösende Wirkung: Acker-Gauchheil fand traditionell bei nervösen Zuständen und psychischen Auffälligkeiten Anwendung. Man ging davon aus, dass die Pflanze eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hat.
- Harntreibende Wirkung: In der Volksmedizin wurde Acker-Gauchheil als Diuretikum (harntreibendes Mittel) verwendet, um die Ausscheidung von Flüssigkeit zu fördern und das Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten zu unterstützen.
Wissenschaftliche Bewertung
Obwohl Acker-Gauchheil eine lange Tradition in der Volksmedizin hat, gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien, die seine Wirksamkeit belegen. Einige der in der Pflanze enthaltenen Verbindungen, wie die Saponine und Triterpene, weisen jedoch potenziell therapeutische Eigenschaften auf. Weitere Studien sind notwendig, um die genaue Wirkung und Sicherheit der Pflanze zu untersuchen.
Wirkstoffe
Acker-Gauchheil enthält eine Reihe von bioaktiven Verbindungen, die seine medizinischen Eigenschaften erklären könnten. Saponine haben nachweislich entzündungshemmende und schleimlösende Eigenschaften (4,5). Sie sind außerdem dafür bekannt, das Immunsystem zu stimulieren und antimikrobiell zu wirken (6,7,8). Triterpene sind für ihre entzündungshemmenden (9,10) Effekte bekannt und könnten so zur heilenden Wirkung von Acker-Gauchheil beitragen. Flavonoide sind sekundären Pflanzenstoffe die stark anti oxidativ wirken und so eine Rolle bei der Reduzierung von oxidativem Stress und Entzündungen spielen können (11,12). Überdies wurden Triterpene und Flavonoide in Studien mit einer synergistischen Wirkung in Zusammenhang gebracht, die antimikrobielle Effekte aufwies (13).
Sicherheit und Nebenwirkungen Acker-Gauchheil enthält einige potenziell toxische Verbindungen, weshalb seine Anwendung mit Vorsicht erfolgen sollte:
- Toxizität: Die Pflanze enthält giftige Saponine und andere Substanzen, die in höheren Dosen schädlich sein können. Der Verzehr großer Mengen kann zu Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen und Durchfall führen.
- Hautirritationen: Der direkte Kontakt mit frischen Pflanzenteilen kann bei empfindlichen Personen Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen.
- Schwangere und stillende Frauen: Da Acker-Gauchheil in großen Mengen toxisch sein kann, wird schwangeren und stillenden Frauen von der Anwendung abgeraten.
Fazit Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) ist eine kleine Pflanze mit einer langen Geschichte in der Volksmedizin. Sie wurde traditionell zur Behandlung von Hauterkrankungen, Entzündungen und psychischen Beschwerden eingesetzt. Obwohl einige der enthaltenen Wirkstoffe entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften besitzen, sollte die Pflanze aufgrund ihrer potenziellen Toxizität mit Vorsicht verwendet werden.
Quellen:
- Hiller K, Bader G. Heilpflanzenpraxis heute. Urban & Fischer, 2012.
- Maleki, S. J., Crespo, J. F., & Cabanillas, B. (2019). Anti-inflammatory effects of flavonoids. Food chemistry, 299, 125124. https://doi.org/10.1016/j.foodchem.2019.125124
- Ferraz, C. R., Carvalho, T. T., Manchope, M. F., Artero, N. A., Rasquel-Oliveira, F. S., Fattori, V., Casagrande, R., & Verri, W. A., Jr (2020). Therapeutic Potential of Flavonoids in Pain and Inflammation: Mechanisms of Action, Pre-Clinical and Clinical Data, and Pharmaceutical Development. Molecules (Basel, Switzerland), 25(3), 762. https://doi.org/10.3390/molecules25030762
- Wijesekara, T., Luo, J., & Xu, B. (2024). Critical review on anti-inflammation effects of saponins and their molecular mechanisms. Phytotherapy research : PTR, 38(4), 2007–2022. https://doi.org/10.1002/ptr.8164
- Petrovic, Bojana & Vukomanovic, Predrag & Popovic, Vera & Ljubica, Šarčević & Buric, Marko & Nikolic, Milica & Đorđević, Snežana. (2022). Significance and efficacy of triterpene saponin herbal drugs with expectorant action in cough therapy. 68. 221-239. 10.17707/AgricultForest.68.3.17.
- Shen L, Luo H, Fan L, Tian X, Tang A, Wu X, Dong K, Su Z. Potential Immunoregulatory Mechanism of Plant Saponins: A Review. Molecules. 2023 Dec 23;29(1):113. doi: 10.3390/molecules29010113. PMID: 38202696; PMCID: PMC10780299.
- Pikhtirova A, Pecka-Kiełb E, Zigo F. Antimicrobial activity of saponin-containing plants: review. J Dairy Vet Anim Res. 2023;12(2):121-127 DOI: 10.15406/jdvar.2023.12.00336
- Tagousop, C.N., Tamokou, JdD., Kengne, I.C. et al. Antimicrobial activities of saponins from Melanthera elliptica and their synergistic effects with antibiotics against pathogenic phenotypes. Chemistry Central Journal 12, 97 (2018). https://doi.org/10.1186/s13065-018-0466-6
- Nguyen TD, Nguyen TH, Do TH, Tran VT, Nguyen HA, Pham DV. Anti-inflammatory effect of a triterpenoid from Balanophora laxiflora: results of bioactivity-guided isolation. Heliyon. 2022 Mar 5;8(3):e09070. doi: 10.1016/j.heliyon.2022.e09070. PMID: 35287327; PMCID: PMC8917289.
- Jeong, Gil-Saeng & Bae, Jong-Sup. (2014). Anti-Inflammatory Effects of Triterpenoids; Naturally Occurring and Synthetic Agents. Mini-Reviews in Organic Chemistry. 11. 316-329. 10.2174/1570193X1103140915111703.
- Hassanpour SH, Doroudi A. Review of the antioxidant potential of flavonoids as a subgroup of polyphenols and partial substitute for synthetic antioxidants. Avicenna J Phytomed. 2023 Jul-Aug;13(4):354-376. doi: 10.22038/AJP.2023.21774. PMID: 37663389; PMCID: PMC10474916.
- Ullah A, Munir S, Badshah SL, Khan N, Ghani L, Poulson BG, Emwas AH, Jaremko M. Important Flavonoids and Their Role as a Therapeutic Agent. Molecules. 2020 Nov 11;25(22):5243. doi: 10.3390/molecules25225243. PMID: 33187049; PMCID: PMC7697716.
- Wrońska N, Szlaur M, Zawadzka K, Lisowska K. The Synergistic Effect of Triterpenoids and Flavonoids-New Approaches for Treating Bacterial Infections? Molecules. 2022 Jan 27;27(3):847. doi: 10.3390/molecules27030847. PMID: 35164112; PMCID: PMC8838219.